

Am 29.10.2022 starb Margot Zmarzlik, die Gründerin des „Hilfsfonds Ghettoüberlebende Baltikum“
Am 29.10.22 starb Margot Zmarzlik im Alter von 95 Jahren. Sie hat in ihrem langen Leben viel erfahren und viel geleistet. Ich lernte sie in den frühen 2000er Jahren kennen. Sie vermittelte meinen Schüler *innen und mir den Kontakt zu Holocaustüberlebenden aus dem Baltikum. Ohne ihre Hilfe hätte es die Freundschaft mit Juliane Zarchi, die Besuche von Tobias Jafetas, Fruma Kucinskiene, Fanja Brancovskaja, Alexander Bergmann und anderen nicht gegeben. Bei den Besuchen der Holocaustüberlebenden in Waldkirch hielt sie sich immer im Hintergrund. Ihr waren die anderen wichtiger. So war es auch in „ihrem“ Hilfsfonds Ghettoüberlebende Baltikum, mit dem sie bis heute Überlebende der Ghettos im Baltikum unterstützte.
Ich denke in Dankbarkeit an sie.
Ohne die Hilfe von Margot wären die Veranstaltungen mit Holocaustüberlebenden an unserer Schule und in Freiburg nicht möglich gewesen.
Zwei Filme:
Margot Zmarzlik organisierte diese Veranstaltung, auf der Juiane Zarchi, Fruma Kucinskiene, Tobias Jafetas (aus Litauen) und Alexander Bergmann aus Lettland von ihren Ghettoerfahrungen erzählten. Umrahmt wurde dies durch Lieder aus Theresienstadt und den Ghettos, gesungen von Frau Gertrud Geiger und Joscha Zmarzlik, begleitet von Christian Reck am Klavier. Die Veranstaltung fand am 22.2.2008 im Gemeindehaus St. Barbara in Freiburg-Littenweiler statt.
Anlässlich der Projekttage zu den Geschwistern Scholl und zum Widerstand im NS allgemein besuchten Überlebende des Holocausts aus dem Baltikum das Geschwister-Scholl-Gymnasium. Dieser Film zeigt Eindrücke von diesem Besuch. Margot Zmarzlik war bei diesem Projekt eine große Hilfe.










Waldkirch begründet Partnerschaft mit Korjukiwka, Ukraine
Wie ich der Badischen Zeitung und der Süddeutschen Zeitung entnommen habe, hat der Waldkircher Gemeinderat für eine Kooperation mit der ukrainischen Stadt Korjukiwka gestimmt– einem geschichtsträchtigen Ort nahe der russischen Grenze. (BZ, 21.10.2022)
Die BZ: Ein besonderer Aspekt einer möglichen Partnerschaft Waldkirchs mit der ukrainischen Stadt könnte die Geschichte sein: In Korjukiwka vollzog die SS gemeinsam mit ukrainischen und wohl auch ungarischen Hilfstruppen am 1. und 2. März 1943 eine Vergeltungsaktion für Partisanenangriffe. Dabei wurden bis zu 7000 Zivilisten ermordet. Es war laut Recherche der Stadt Waldkirch die größte Strafaktion an der nicht-jüdischen Zivilbevölkerung eines überfallenen Staates.
Hier ein Link zum BZ-Artikel: Waldkirch möchte Kontakt in die Ukraine stärken (veröffentlicht am Fr, 21. Oktober 2022 um 10:30 Uhr auf badische-zeitung.de)
Eine persönliche Kritik des Romans “Sie kam aus Mariupol” von Natascha Wodin
Wie die Autorin ihr Leben und das „Sterben“ ihrer Mutter erzählt, findet sich sonst nirgends in der Literatur, die ich kenne.
Eine Kritik des Buches „Die Utopia-Methode“ von Giuseppe Gracia
Fontisverlag, Schweiz, 2022
Im Folgenden werde ich den Essay „Die Utopia- Methode“ von Giuseppe Gracia exemplarisch analysieren.
Ein Freund schenkte mir diesen Essay, weil dieser angeblich die traditionellen christlichen Werte sehr gut gegen die Zerstörung durch „modernistisches“ Denken verteidige. Bei der Lektüre des schmalen Bändchens war ich von der Art der Argumentation sehr befremdet. Deshalb beschloss ich, diesen Text in einer kurzen Analyse zu kritisieren
Dabei werde ich das zentrale Kapitel, in dem er diese „Utopia-Methode“ entwickelt, genauer anschauen.
Gracias Ausführungen wenden sich gegen die vermeintlichen Utopisten, die zwar „Gutes“ wollten, aber dabei die christlichen Werte und die Freiheit zerstörten.
Am 8. Juli 2022 verstarb unser Freund Werner Reich

Er hat uns Wichtiges erzählt und durch seine zugewandte Haltung gezeigt, dass Menschlichkeit möglich ist. Wir sind traurig.
Der verletzte Mensch
In diesem Artikel aus Zeitonline erläutern und erklären die Autoren die psychologischen, gesellschaftlichen und moralischen Merkmale, die Menschen wie Putin oder Trump und ihre Anhänger ausmachen. Ein Text, der sich auch vorzüglich für den Ethikunterricht in der Oberstufe des Gymnasiums eignet.
Zur Diskussion des Angriffskrieges
Eine Textanalyse
In der Diskussion um den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine wird die Auseinandersetzung immer heftiger. Meines Erachtens sehen viele „altbewährte“ Grundprinzipien und -postionen in Gefahr. Viele berufen sich auf pazifistische Prinzipien und lehnen es ab, die Ukraine so zu unterstützen, dass sie sich erfolgreich verteidigen kann.Doch waren z.B. pazifistische und antimilitaristische Positionen nie von Unterwerfung unter einen Aggressor bestimmt.
Gewaltfreiheit heißt nicht, sich alles antun zu lassen.
Irgendwie fühle ich mich in die Situation eines Kriegsdienstverweigerers aus den 1970er Jahren versetzt: „Was würden sie tun, wenn sie eine Pistole hätten und einer wollte ihre Freundin vergewaltigen?“, so eine Fangfrage wurde einem gestellt. Eine ehrliche Antwort zwang einen zum Militärdienst Die Situation heute ist gerade umgekehrt.
Ich habe deshalb einen Text genauer untersucht, um die Diskussion zu versachlichen und die Zeitenwende, von der alle sprechen, auch im Denken und dem daraus resultierenden Handeln zu verankern.
Die Textanalyse
Bundesverdienstkreuz für Eva Mendelsson

In einer bewegenden Veranstaltung im Salmen in Offenburg erhielt Eva Mendelsson das Bundesverdienstkreuz.
In den letzten 30 Jahren erzählte die jetzt 91-Jährige von ihrem Schicksal als Jüdin im NS-Staat. Sie überlebte das Lager in Gurs, wohin die meisten Jüdinnen und Juden aus Südwestdeutschland verschleppt wurden. Über die Schweiz kam sie schließlich mit ihrer Schwester nach England zum Vater. Ihre ältere Schwester und Mutter kamen um.
Lange Zeit erzählte sie vor allem jungen Menschen ihre Lebensgeschichte. 2018 durfte ich sie zusammen mit dem Auschwitzüberlebenden bei uns am Geschwister-Scholl-Gymnasium begrüßen.
Ich freue mich sehr über die Ehrung.

Am 28. April 2008 starb Heinz Drossel.

Die Freundschaft mit meinen Schüler*innen und mir prägte mich maßgeblich.
Ausstellung und Veranstaltung zu Heinz Drossel am Sozialgericht in Konstanz vom März – Herbst 2022

Zum Angriffskrieg auf die Ukraine
Die dreisten Propagandalügen des Putinregimes
Die Massaker der russischen Armee
Eine wichtige Diskussion zur Handlungsfähigkeit und -pflicht Deutschlands und seiner Verbündeten.
Kluge, ehrliche und realistische Äußerungen von Wirtschaftsminister Habeck zur Politik gegenüber Russland
Eine kritische Würdigung von Habecks Äußerungen in dem Podcast „Piratensender Powerplay“ vom 1.4.2022

https://piratensenderpowerplay.podigee.io/
Wir müssen uns überlegen, wie wir uns gegenüber despotischen Regimes verhalten.

Bei der Einweihung von Nordstream
Es ist beschämend, wie skrupellos sich Politiker*innen am und im System Putin bereichert haben. Wir müssen überdenken, wie wir uns gegenüber autokratischen Regimes verhalten sollen, und wir müssen von der Illusion Abschied nehmen, dass es wir über „Geschäftsbeziehungen“ etwas Positives bewirken. Deutlich sieht man das an den Verstrickungen der SPD mit dem System Putin. Es ist unmoralisch und gefährdet Menschen, wenn Politiker*innen Geschäfte mit Despoten machen. Die Politik macht sie manipulier- und erpressbar.
Im folgenden Artikel vom 9. Februar 2022 wird diese Verstrickung deutlich.
Putin verliert jede Verhältnismäßigkeit
Er fühlt sich und die sogenannten russischen Werte von der westlichen Welt bedroht. In seinem Geschichts- und Gesellschaftsbild zersetzten die zentralen demokratischen Werte wie die Meinungsfreiheit oder Demonstrationsfreiheit seine Welt. Hinter jeder demokratischen Äußerung sieht er Agenten des Westens.
Mehr dazu in einem Interview aus der SZ vom 12.3.2022
Putin der Kriegsherr und Enver Pascha, Kriegsherr und Massenmörder
Eine Annäherung an den Typus des Gewaltherrschers anhand des Romans „Die vierzig Tage des Musa Dagh“ von Franz Werfel
Die aktuellen Verhältnisse zwingen uns dazu, nicht nur auf die Täter zu schauen, die das „Mordgeschäft“ verrichten, sondern hinzuschauen auf die Kriegsherrn, die Machtmenschen, die Mächtigen, die hinter den Tätern stehen, die deren Untaten anleiten, rechtfertigen, verschleiern und benutzen, um ihre Machtansprüche und Herrschaftsträume durchzusetzen.
Putin steht hier in einer Reihe von anderen Despoten … mehr
Putin mit dem Rücken zur Wand
In seinem Artikel „Am Ende“ aus der SZ vom 17.3.2022 zu Putins Regime zeigt Gustav Seibt mögliche Gefahren auf, die vom in die Enge getriebenen Despoten Putin ausgehen. … mehr
Warum stehen so viele hinter Putin?
Die Befürworter Putins verstehen wollen, heißt nicht ihr „Denken“ gut zu heißen.
Verständnis für die Lage von „Verklärern“ der alten Sowjetunion zu haben, heißt nicht deren Einstellung zu tolerieren oder gar einen Stalin oder Lenin zu verharmlosen.
Ein alter Mann sitzt in einem schäbigen Zimmer, Bilder von „früher“ an der Wand. Die Reporterin fragt ihn, was ihm dieser Tag bedeute, es ist der Tag des Sieges, der 9. Mai. Der Mann ist stolz. Er habe den ganzen Krieg mitgemacht. Dieser Tag sei der Höhepunkt seines Lebens gewesen. Wir sind in der russischen Provinz. Er geht zur Siegesparade. Ordenübersät die Uniform, mit seinen hundert Jahren ist er eine Autorität, ein Vorbild für „die Jugend“, er spricht zu den Menschen patriotische Worte. … mehr

Veränderung bewirken
Die Klimakatastrophe verhindern und unsere Demokratie verteidigen
Ich möchte hier auf Initiativen, Bewegungen und Aktionen hinweisen:
Der Ukraine helfen
Ich möchte keine Analysen oder Theorien zum Krieg oder zum Gewaltherrscher Putin anführen, auch möchte ich unseren Politiker*innen keine Ratschläge geben. Die humanitäre Situation ist mein Augenmerk.

Startseite der Stadt Freiburg für die Ukrainehilfe
Für die Ukraine demonstrieren, 3.3.2022
Bundesweit demonstrierten nach Angaben von „Fridays for Future“ circa 170 000 vorwiegend jungen Menschen.





Für die Ukraine demonstrieren, 27.2.22
Die Situation am 24./25.2.2022
Eine Hilfsaktion für Kinder


Oxfam

Finanzwende

Eine wichtige Sache, damit wir etwas verändern und die Klimakatastrophe abwenden.
Auch auf Youtube
https://youtube.com/c/B%C3%BCrgerbewegungFinanzwende
Kundgebung vom 15. Januar 2022

Zur Demonstration gegen die Coronaverharmloser, Antisemiten und Verschwörungsideologen kamen circa 2500 Menschen (nach BZ). Es war eine ermutigende Veranstaltung, in der wir für Solidarität und Mitmenschlichkeit eintraten. Besonders gefielen mir die Beiträge, die verdeutlichten, dass jeder, der mit Rechtsextremen, mit Antisemiten mitmarschiert, sich auf die Seite der Unmenschlichkeit stellt, wenn er oder sie auch lauthals von Freiheit schwafelt, denn in Wirklichkeit ist dies nur Selbstbezogenheit.
Ich habe einen kurzen Film dazu erstellt:
Hier noch ein Link zur gesamten Veranstaltung. Mir hat besonders der Beitrag von Sylvia Schiebe von der liberalen jüdischen Gemeinde gefallen. Dieser Beitrag fängt mit Minute 32 an:
Im nächsten Film wird eine gekürzte Version des Redebeitrags von Frau Schiebe gezeigt:
Für öffentliche Aktionen gegen Rechtsextremismus und Coronaverharmloser
Ich möchte euch auf eine wichtige Initiative in Freiburg hinweisen:

Ich möchte euch in diesem Zusammenhang auf zwei Texte hinweisen, in denen deutlich wird, warum es wichtig ist, nicht nur zu reden, sondern auch zu handeln.
Harald Welzer geht in seinem Buch „Nachruf auf mich selbst“ darauf ein, wie man handeln sollte angesichts einer guten Zukunft. Er überlegt, was er in einem Nachruf auf ihn lesen möchte und schreibt u.a. Folgendes:
Ich möchte, dass in meinem Nachruf steht: Er hat keine Entscheidungen getroffen oder mitgetragen, die zukünftige Menschen in ihrer Entfaltung beeinträchtigen.
Die Psychiaterin Heidi Kastner äußert sich in einem Interview in Zeitonline u.a.:
Die Dummheit hat nicht zugenommen, die Dummheit war immer schon ein fixer Bestandteil der Conditio humana. Was zugenommen hat, ist die Möglichkeit für Dumme, sich zu äußern und ihre Meinungen zu verbreiten und sich hinzustellen und laut zu schreien. Früher war das beschränkt. Früher hat man sich nur an den vielzitierten Stammtisch setzen und die größten Blödheiten von sich geben können, dann haben’s halt nur die gehört, die im Lokal waren, aber sonst keiner. …
Schule und Stadt beziehen klar Stellung gegen rechtsextremistischen Vorfall in Waldkirch
Am Donnerstag hing am Schulgebäude des Geschwister-Scholl-Gymnasiums für kurze Zeit ein Banner, das den Eindruck erwecken konnte, an dieser Schule seien nicht alle Schülerinnen und Schüler willkommen.
Dass dies nicht so ist, betonte die Schulleitung und das Kollegium. In einem Schreiben steht, dass an der Schule alle herzlich willkommen seien, völlig unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, Religion, Nationalität oder anderen Merkmalen.
Dies hätten die Schülerinnen und Schüler des GSG bei einer Durchsage zum Ausdruck gebracht und sich von den Aussagen des Banners deutlich distanziert.
Die Schulgemeinschaft stehe auch weiterhin zusammen gegen jede Form von Intoleranz und Hetze. (nach Informationen der Schulleitung des Geschwister-Scholl-Gymnasiums, Waldkirch)
Hier ein Link zu einem informativen Artikel in der BZ
„Private Hörbücher“
Ich produziere gerade Aufnahmen zu Texten, die ich in den letzten Jahren geschrieben habe. Darin verarbeite ich die Veränderungen im privaten und beruflichen Bereich. Der erste Text „Narben“ ist fertig, weitere Texte folgen.
Rahel-Straus-Preisverleihung, Freiburg Altes Kaufhaus, 18.11.2021
Am 18.11.2021 wurde im Alten Kaufhaus in Freiburg der Rahel-Straus-Preis 2020 an die Ideenwerkstatt Waldkirch (Artikel BZ) im Nationalsozialismus (Artikel BZ) vom Verein Gegen Vergessen Für Demokratie verliehen, neben der Ideenwerkstatt bekamen den Preis die Geschichtswerkstatt der Lessing-Realschule (Jugendpreis 2021), der Filmemacher Johannes Kuhn für seinen multimedialen Gedenkpfad in der KZ-Gedenkstätte Hailfingen/Tailfingen (Preisträger 2021), das Lokstoff-Theater für den Öffentlichen Raum, Stuttgart (Preisträger 2021).

Rede von Monika Bollin (Ideenwerkstatt)

Website zu Heinz Drossel neu gestaltet
Ich habe die Seite zu Heinz Drossel neu bearbeitet

Zum Ausgang der Bundestagswahl
Der Mythos von einer Wachstumsgesellschaft, die unser Klima schützen könne, wird durch alle Parteien, auch die Grünen, befördert.
Hört euch an, was Harald Welzer dazu sagt.
Ein wichtiges Interview von Harald Welzer, in dem er deutlich macht, dass es um konkrete Veränderungen geht, die wir aus der Perspektive unserer Kinder und Enkel, wenn diese erwachsen sein werden, sehen und vornehmen sollten. Er nennt das die Sicht des Futur II und empfiehlt uns, einen Nachruf auf uns zu schreiben. Was wird da wohl zum Jahr 2021 drinstehen?
Ab ca. Minute 40 wird es sehr wichtig.
Mahnen und Warnen hat nichts genützt, die Autos sind größer geworden, der Konsumwahn hat sich vergrößert. Wir müssen nicht Ziele in die Zukunft legen, sondern die gegenwärtige Situation verändern.
„Der Weg des Mahnens und Warnens ist zwar hübsch für diejenigen, die es tun, hat aber keinerlei Effekt für die Wirklichkeit, weil die Prediger und Predigerinnen des Wachstums und der tollen Kultur und der Innovation von ihrer Erzählung her viel attraktiver und stärker sind als die Mahner und Warner. Im Zweifelsfall würde ich auch immer das nehmen, das schöner und nicht schlechter ist. [Deshalb versuche bei meinem Projekt Futur II die gute Geschichte zu erzählen.] Ich brauche doch keine negative Begründung dafür, um die nächste Zukunft lebenswerter, glücksbringender, angenehmer und friedfertiger zu erzählen und zu entwickeln. […]Dafür muss ich doch nicht den Klimawandel nehmen.“ ( Minute 45)
Veranstaltung am 27.7.2021
Zu meiner Verabschiedung durch die Ideenwerkstatt Waldkirch
Ein besonderer Lehrer
Ulrich Fischer-Weissberger prägte die Schüler des Geschwister-Scholl-Gymnasiums nachhaltig – jetzt geht er in den Ruhestand


FOTO: SCHERLE
Von Dorothea Scherle
WALDKIRCH-KOLLNAU. Die „Ideenwerkstatt Waldkirch – Gegen Vergessen, für Demokratie“ hat mit einer Abschiedsveranstaltung Ulrich Fischer-Weissberger geehrt, der nach 23 Jahren als Lehrer des Geschwister-Scholl-Gymnasiums in den Ruhestand geht. Einige Kolleginnen und Kollegen und recht viele Schülerinnen und Schüler hatten sich im Saal der evangelischen Paul-Gerhardt-Gemeinde in Kollnau eingefunden.
Zwei Laudatoren würdigten den Lehrer: der frühere Kollege Hagen Battran und der Militärhistoriker Wolfram Wette. „Ich habe mich auf deiner Website umgesehen und bin überwältigt von der Überfülle an Filmen, Ausstellungen und Veranstaltungen zu den jährlich stattfindenden Geschwister-Scholl-Tagen, zum 27. Januar, zu den NS-Verbrechen im Baltikum“, sagte Battran. Immer sei es Fischer-Weissberger um die „wertschätzende Aktivierung“ der Schülerinnen und Schüler als Mitgestalter gegangen. „Und auch das Publikum soll nicht passiv konsumieren, sondern aktiv mitdenken, mitfühlen und mit sicheren moralischen Maßstäben bewerten.“ Der Elternbeirat habe ihm nicht von ungefähr den Geschwister-Scholl-Preis verliehen. Heute solle Fischer-Weissberger als „unglaublich erfolgreicher Förderer eines produktiven Geschichtsverständnisses in der Schülerschaft“ gefeiert und für seine gleichgerichteten Aktivitäten in Waldkirch geehrt werden, resümierte Battran. Für die nächsten 20 Jahre „wünschen wir uns alle deine weitere Mitarbeit, deine Freundschaft und dein Glück“.
Wolfram Wette würdigte Fischer-Weissberger als Träger des Hosenfeld-Szpilman-Gedenkpreises der Leuphana Universität Lüneburg. 2009 war der Pädagoge damit ausgezeichnet worden. Die Geschichte der Preisnamensgeber ist aus Roman Polanskis Film „Der Pianist“ bekannt: Der Wehrmachthauptmann Wilhelm Hosenfeld trug zur Rettung des jüdischen Pianisten Wladyslaw Szpilman bei, der sich in Warschau mehrere Jahre versteckt hatte. Das wichtigste Anliegen dieses Gedenkpreises bestehe darin, „ethisches Widerstandshandeln in Gestalt von Hilfe- und Rettungstaten der öffentlichen Aufmerksamkeit zu empfehlen“, sagte Wette. Gefördert werden unter anderem Untersuchungen auf dem Feld der Pädagogik, die „einen substanziellen Beitrag zur Beförderung von Zivilcourage sowie ethischem Rettungshandeln zu leisten vermögen“. Ulrich Fischer-Weissberger habe das Geschichtsprojekt des Gymnasiums geleitet und zwar mit den Menschen, nicht von oben herab.
Die eigene Arbeit nicht nur als Geschichtsunterricht gesehen
Er habe Kontakte zu Zeitzeugen hergestellt, unter anderem zum Judenretter Heinz Droßel, zum Auschwitz-Überlebenden Arno Lustiger und zu jüdischen Holocaust-Überlebenden aus Litauen. Sämtliche geschichtspädagogischen Unternehmungen seien in qualitativ hochwertigen, künstlerisch und ästhetisch anspruchsvollen Videofilmen von den Schülerinnen und Schülern unter der Anleitung Fischer-Weissbergers dokumentiert worden, lobte Wolfram Wette.
Im Anschluss an die Reden zeigte Ulrich Fischer-Weissberger eindrucksvolle Ausschnitte aus diesen zwischen 2001 und 2021 gedrehten Filmen. Ihm komme es auf die Haltung des „vernünftigen Mitfühlens oder der einfühlsamen Vernunft“ an, sagte der Lehrer. „Ich meine, dass durch diese Arbeit die Schüler tätiges Mitgefühl geübt haben. Bei mir war’s ziemlich nachhaltig.“ Es gehe ihm darum, dass man nicht passiv irgendetwas konsumiert, sondern etwas tut, „und dann bewegt es einen selber.“ Er sei hellhörig gegenüber autoritärem Verhalten und ermutige dazu, dass man sich nicht unterordnet und einen eigenen Standpunkt bekommt. Er habe seine Arbeit nicht nur als Geschichtsarbeit, sondern fächerübergreifend verstanden. Er habe auch versucht, dass die Arbeit in die Gemeinde hineinwirke. „Die Lokalgeschichte ist für mich ganz wichtig.“
Den Redebeiträge der Schülerinnen und Schüler bewiesen, dass Fischer-Weissberger im genannten Sinn erfolgreich war. „Aus Schülersicht war Fischer-Weissberger ein besonderer Lehrer, der uns eine bestimmte Perspektive gegeben hat“, sagte ein Schüler. Man habe sich gut mit ihm anlegen können, er sei immer fair geblieben und habe nichts nachgetragen. Er sei immer für neue Projekte offen gewesen. „Er war ein Vorbild für uns.“ Ein weiterer Schüler bedankte sich für die „zwei unglaublichen Jahre“ in der neunten und zehnten Klasse. Fischer-Weissberger habe zum Denken angeregt. Bei ihm selbst habe dies dazu geführt, seine Familiengeschichte aufzuarbeiten. Eine Schülerin sagte, sie sei beeindruckt gewesen von der Begegnung mit Zeitzeugen. Von anderen Schülern habe sie zu hören bekommen, dass sich Fischer-Weissberger „kein Stück an den Lehrplan“ halte, in der Oberstufe sei man verloren. Sie habe aber „Dinge gelernt, die weit über dem Lehrplan waren“.
Am Ende der Veranstaltung ging es darum, wie sich die Ideenwerkstatt, die jungen Leute, der Jugendgemeinderat und die Fachschaft Geschichte des Gymnasiums miteinander vernetzen könnten. Als erstes wird eine Schülerin Monika Bollin von der Ideenwerkstatt zeigen, wie man einen Account beim zu Facebook gehörenden sozialen Netzwerk Instagram anlegt.